Das Gewicht der Zeit

Eine literarische und architektonische Auseinandersetzung mit der Erinnerung an ein NS-Verbrechen

Jana Riernössl

In der Nacht vom 24. zum 25. März 1945 wurden im burgenländischen Grenzort Rechnitz rund 200 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter_innen Opfer einer Massenerschießung. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie die Künste – und insbesondere die Architektur als Baukunst – Möglichkeiten der Erinnerung eröffnen können. Angesichts der Thematik, die die Erinnerung an die Shoah und an die Mitschuld Österreichs als Verantwortung der gesamten Gesellschaft begreift, soll diese Arbeit auch für jede_n zugänglich und erfahrbar sein. So wurde die Form der prosaischen Erzählung gewählt. Sie ist in zwei Bücher gegliedert, wobei das erste Buch die sprachliche Auseinandersetzung mit dem Ort, seiner Vergangenheit und seiner Erinnerungsfähigkeit beinhaltet und das zweite Buch den architektonischen Entwurf. Der Textkörper zeichnet ein literarisches Bild von Ort und Ereignis – einem der größten Kriegsverbrechen, das in Österreich stattgefunden hat. Es wird eine Erzählung konstruiert, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fragmentarisch ineinander verwoben sind. Dies geschieht unter der Verwendung von Zeitdokumenten, filmischen Dokumentationen, Zeitungsberichten, Interviews mit Zeitzeug_innen und Dorfbewohner_innen sowie Briefen und aufgezeichneten Zeugnissen von Opfern, Überlebenden und ihren Angehörigen. Der architektonische Entwurf knüpft an die zeitliche Gliederung des Textkörpers an und spiegelt die Erinnerungsräume der Erzählung in dem Ensemble der drei Baukörper wider: die Ruine des Kreuzstadls für die Vergangenheit, das Erinnerungsgitter als Mahnmal und Ort der Gegenwart sowie das Zeitgehöft, das Atelierhaus, als Umsetzung des Erinnerten in künstlerische Produktivität für die Zukunft.

Alle hier hochgeladenen Inhalte sind das eigene Werk der Absolventin oder des Absolventen.



Studiengang
Architektur
Betreuer*in
Senior Scientist Dipl.-Ing.in Dr.in techn. Ines Nizic
Institut für Architektur und Entwerfen
Forschungsbereich Hochbau und Entwerfen
Abschluss
01/2025