Solide Substanz bewahrt, Fragiles in alternativer Form wiedererrichtet. Im Zentrum das ehem. Wohlfahrtsgebäude, ein sozialer Ort für Gemeinschaft, Hygiene und ärztliche Versorgung mitten in der Industrieanlage des Gaswerks Leopoldau. Heute ein Stadterweiterungsgebiet, Neubauten zwischen den Bestand gesetzt. Dieser aus dem Beginn des 20. Jhd., im klassischen Heimatstil: Mansardendächer, Natursteinsockel, wenige Ornamente. Das Erdgeschoss massiv, solide, standfest. Der Dachstuhl fragil, die Räume darunter schwer nutzbar. Stattdessen alternative, großzügige Dachformen in Holz-Leichtbauweise entwickelt. Symmetrie und Stil gelockert, den Kern bewahrt, das Dach überformt und so behutsam den Erhalt des Bestands mit dem gezielten Einsatz von Hinzugefügtem amalgamiert. Die Transformation des historischen Gebäudes als Verbindung zwischen Alt und Neu, als Übersetzung von Vergangenem in das Zukünftige.
Die Arbeit mit dem Bestand inmitten der Klimakrise als Selbstverständlichkeit. Ist die Architektur jedoch auch eine soziale Disziplin, dient sie dem Menschen, stellt Räume für dessen Bedürfnisse. Gibt es in der Architektur zu wenig Raum für Frauen, fehlt dieser auch in der Gesellschaft. Daher die Nachnutzung als Frauenhaus vorgeschlagen. Ausgehend von einer grundlegenden Analyse der (Wiener) Frauenhäuser und aktuellen Tendenzen, kombiniert mit der fundierten Auseinandersetzung mit den Bauten der belgischen Architektin Marie-José Van Hee – besteht ihr Werk zu mehr als der Hälfte aus Umbauten. So entstand ein Frauenhaus sichtbar und mitten in der Gesellschaft, um von ihr geschützt zu werden, die Probleme sichtbar zu machen. Von innen heraus entworfen, ausgehend vom Menschen, von der Frau*, von ihren Gefühlen. Die konträren Bedürfnisse nach Sicherheit und Gemeinschaft ins Räumliche übersetzt. Als Raum für Frauen*.
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