Nachdenken

Über den Bestand

Nachdenken

57 Diplomarbeiten. 23 Forschungsbereiche. 2 Studiengänge. 1 Universität.


Als erste thematisch fokussierte Diplomausstellung der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der Technischen Universität Wien stellt die archdiploma 2025 das Nachdenken über den Bestand in seiner ganzen Vielfalt von Wissen, Methoden und Technologien in den Vordergrund.

In sieben Clustern zeigt die Diplomausstellung wichtige Fokussierungen in dem breiten Feld des Umgangs mit dem Bestand. Wir nehmen die materiellen und immateriellen Dimensionen sowie Skalierungen und Maßstäblichkeiten von Regionen über den Städtebau und einzelne Objekte bis hin zum architektonischen Detail in den Blick. Das prozessuale Verstehen und Gestalten findet, stärkt und kreiert Beständigkeiten, die immer wieder neu Relationen und Blickpunkte herausarbeiten.
Als Ausgangspunkt des Nachdenkens über den Bestand setzen wir die Wertschätzung an erste Stelle und fordern eine positiv gestimmte Begegnung ein, die darauf abzielt, die Qualitäten unserer bereits gestalteten Umwelt aufzuspüren und herauszuarbeiten. 

Bedeutungsgehalte zeitigen durch Erzählungen vielstimmige Erkenntnisse, die zuletzt auch Staunen hervorrufen. Andere Formen der Auseinandersetzung zeigen emotionale und räumliche Beziehungen auf; sie können sich sogar widerständig äußern und selbst Widerstand organisieren. Der Erhalt und die Transformation des Bestandes gehen uns als Gesellschaft alle an! Wir plädieren für die Bearbeitung dieser Aufgaben mit gebührendem Respekt und einfühlsamer Obsorge in den Bereichen der Lehre und der Forschung einerseits sowie in der Praxis andererseits.

Die archdiploma 2025 und die hier gezeigten Diplomarbeiten laden ein, den Reichtum des Nachdenkens über den Bestand, dem an der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der TU Wien als Kernthema besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, zu entdecken.

Wertschätzung

Der Erhalt des Bestandes gründet auf Wertschätzung.

Damit einher geht die Bewertung und Inwertsetzung von Potenzialen, die in regionalen Ressourcen, urbanen Verdichtungen sowie in landschaftlich geprägten und ländlichen Räumen zu finden sind. Präzise Erfassung, systematische Analyse und vielschichtige Kontextualisierungen fördern die umfassenden Qualitäten des Bestandes zutage und formulieren so Bezugspunkte für Ressourcenschonung, Kreislauffähigkeit und Umbau.
 

Erzählungen

Durch Erzählungen den Bestand erkennen.

Narrative unterstützen die Erschließung und das Verstehen von Orten und Objekten. Diese Diplomarbeiten wagen Zugänge, die über klassische Ansätze hinausgehen und auf diese Weise eindrucksvolle Geschichten aus Raumplanung und Architektur hervorbringen. Die Erzählungen präsentieren ein sensitives Panorama vielfältiger Auffassungen von Bestand und zeigen neue und innovative Strategien im Nachdenken und möglichen Handeln.

Bedeutung

Die Bedeutungen des Bestandes verwandeln.

Vermeintliche Bedeutungslosigkeiten werden durch Perspektivenwechsel in gehaltvolle Potenziale verwandelt, die die Zukunft des Bestandes unterstützen. Auf allen Maßstabsebenen zeigen die Diplomarbeiten Möglichkeiten der Erhaltung durch den geschärften Blick und die transformativen Eingriffe, die unsere Umwelt behutsam verändern und gestalten. Historische, künstlerische und kulturelle Bedeutungen lassen sich überall finden – und wirken inspirierend auf die eigene gestalterische Arbeit.

Staunen

Staunend dem Bestand begegnen.

Wenn wir uns auf eine Entdeckungsreise einlassen, offenbaren allein die hier präsentierten Themen eine erstaunliche Bandbreite, die von Fragen der Renaturierung über Qualitäten der Leere bis hin zum Essen und zur Architektur reicht. Wir berühren relevante gesellschaftliche Themen, die fern der Kernaufgaben von Konstruktion und Planung scheinen, jedoch auch zu unseren gestalterischen Aufgaben zählen. Sie formulieren einen poetischen Moment.

Beziehungen

Durch Beziehungen den Bestand stärken.

Erst die Akteur_innen verknüpfen das Materielle und Immaterielle des Bestandes mit Bedeutung und gesellschaftlichem Leben. Relationen ermöglichen Kontextualisierungen und das Bezugnehmen zum größeren Ganzen und verlassen damit selbst auferlegte, fachspezifische Grenzen. Insbesondere die sozialen Dimensionen von Architektur und Raumplanung treten in den gezeigten Diplomarbeiten anschaulich in den Vordergrund.

Widerstand

Widerstand als Strategie der Beständigkeit.

Räume und Materialien zeigen sich oftmals widerständiger, wenn sie für einen Abriss oder eine Zerstörung freigegeben werden. Strategien des Widerstandes stellen sich in prozessualer, protesthafter und gestaltender Form dar. Mittels innovativer Ansätze wird über Beständigkeit neu nachgedacht und ein nachhaltiges Potenzial für Erhaltung und Transformation des Bestandes erschlossen.

Obsorge

Die Obsorge des Bestandes betrifft alle.

Es gilt, die Pflege und die Instandhaltung unseres gemeinsamen kulturellen Erbes zu erkennen, zu kultivieren und zu stärken. Wir postulieren, ausgehend vom Nachdenken über den Bestand, das Weiterdenken von Orten und Objekten in ihrer gesellschaftlichen und nachhaltigen Relevanz. Als Obsorge, die alle betrifft, kann sie durch die Prämissen von Wissenschaft, Leidenschaft und Verantwortung, wie sie an der TU Wien gelebt werden, entfaltet werden.